Fakten, Mythen und Irrtümer über Linkshänder
Wieviel Prozent Linkshänder gibt es?
Der prozentuale Anteil der Linkshänder in der Bevölkerung liegt bei ca. 15 -20 %. In Regionen mit guter Präventivarbeit liegt der Anteil der linkshändigen Schulanfänger bei bis zu 40 %.
Wie denken Linkshänder?
Ganzheitlich und vernetzt bringt es auf den Punkt. Sie beziehen in Ihre Überlegungen immer viel mit ein, ähnlich dem vorausschauenden Spiel eines Schachspielers.
Wie erkenne ich einen Linkshänder?
Normalerweise daran, das er bei allen Aktivitäten mit der dominanten linken Hand agiert. Kinder mit wechselndem Handgebrauch sollten hinsichtlich Ihrer Händigkeit nach Möglichkeit vor Schulanfang getestet werden. Dieser Händigkeitstest wird von professionell ausgebildeten Linkshänder-Beraterinnen und Beratern nach Methodik Dr. Johanna Barbara Sattler ausgeführt. Eine Liste finden Sie hier: http://www.lefthander-consulting.org
Wie schreiben Linkshänder richtig?
Linkshänder schreiben spiegelbildlich dem Rechtshänder. Eine ausführliche Beschreibung finden Sie unter der Rubrik Linkshänder Schreibunterlagen.
Was können Linkshänder besser?
Linkshänder haben ein sehr natürliches Gespür für Farben und Melodien. Dies erklärt wahrscheinlich, warum unter den namhaften Künstlern dieser Welt viele Linkshänder sind.
Was brauchen Linkshänder?
In zahlreichen Bereichen des alltäglichen Lebens sind Linkshänderprodukte für den Linkshänder von Vorteil. Korkenzieher mit dem richtigen Dreh, Messer mit dem richtigen Schilff, Füller und Scheren mit ergonomischen Griffstücken oder Geldbörsen sind nur einige. Arbeitsalltag und Berufsausbildung bilden eine weitere Sparte der Linkshänderartikel, Tastaturen oder Zöllstöcke erleichtern auch hier das Berufsleben.
Warum Linkshänder nicht umerziehen?
Wenn der Linkshänder oder die Linkshänderin nicht mit der dominanten Hand agiert, kann es zu Umschulungsfolgen kommen. Minderwertigkeitskomplexe, Konzentrationsstörungen, Wortfindungsstörungen oder ein schlechtes Schriftbild sind die Folgen, um nur einige zu nennen. Negative Störungen ziehen sich durch das ganze Leben bis ins Erwachsenenalter.
Warum wurden Linkshänder umerzogen?
Früher galt die linke Seite als unrein, böse und wurde dem Teufel zugeschrieben. Seit den 70iger Jahren hat ein Wandel stattgefunden und die Linkshändigkeit wird mehr und mehr als Normalität gesehen. Viele Kinder haben noch unter dem Satz, nimm das schöne Händchen gelitten, obwohl sie zwei schöne Hände besitzen.
Dieser Text wurde geschrieben von der Linkshänder-Beraterin Cerstin Bayer
Allgemeine Informationen zur Linkshändigkeit
Zum Umgang mit Linkshändigkeit
Bis heute werden Linkshänder manchmal noch als unbedeutende Minderheit in der Gesellschaft angesehen. Tatsächlich machen sie aber einen weit größeren Anteil der Bevölkerung aus als offiziell angenommen wird.
Gerade in der Kinderbetreuung, medizinischen Vorsorge, allgemeinen Erziehung und in der Berufsausbildung werden aber immer häufiger Fragen zur Linkshändigkeit gestellt und Rat und Hilfe gesucht. Das beginnt oft bereits im Alter von 10 bis 15 Monaten mit der Diagnose der Händigkeit. In diesem Alter bevorzugen viele Kinder schon eindeutig die linke oder rechte Hand.
Die Auswahl der passenden Gebrauchsgegenstände für Linkshänder zum richtigen Zeitpunkt ist sehr wichtig. Wenn linkshändige Kinder zu spät mit Linkshandgebrauchsgegenstände konfrontiert werden und dann vielleicht auch noch ohne fachgerechte Anleitung, haben sie oft Schwierigkeiten, sich umzugewöhnen und lehnen sie, zum Erstaunen der Eltern, manchmal sogar kategorisch ab. Grund ist, daß sie sich bereits falsche und sie benachteiligende Haltungen und Automatismen angewöhnt haben, die sich nicht einfach mehr ändern lassen.
In der Schule wird häufig zu wenig Beachtung auf eine lockere, entspannte Schreibhaltung gelegt und im Beruf oft nicht berücksichtigt, daß auch hier bestimmte Tätigkeitsabläufe vom Linkshänder "andersherum" gemacht werden und so wird versäumt, dem Linkshänder optimale Leistungsmöglichkeiten und Chancengleichheit zu gewähren.
Leider wird auch heute noch, meist sehr früh, verbunden mit dem natürlichen Modell- und Nachahmungsverhalten der Kinder, versucht, Linkshänder auf den Gebrauch der rechten Hand umzuschulen. Die Umschulung der angeborenen Händigkeit ist aber einer der massivsten unblutigen Eingriffe in das menschliche Gehirn: Durch den Gebrauch der nicht dominanten Hand, besonders zum Schreiben, kann es im Gehirn zu schwersten Störungen und Irritationen kommen, die den Menschen individuell meist sehr belasten und Auswirkungen für sein ganzes Leben haben können.
Dr. Johanna Barbara Sattler Leiterin der Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder, München
Dieser Artikel erschien in der Zeitschrift "LeftHandCorner", Nr. 2/1998, S. 6-12